Definition:

→ I: Der Barrett-Ösophagus stellt eine Zylinderepithelmetaplasie vom intestinalen Typ mit Nachweis von Becherzellen im Bereich des distalen Ösophagus dar. Der Abstand zwischen der Z-Zone (= Übergang des unverhornten mehrschichtigen Plattenepithels in das hochprismatische Zylinderepithel) und den Magenschleimhautfalten sollte physiologischerweise nicht mehr als 2cm betragen.

 II: Beim Barrett-Ösophagus ist diese Distanz deutlich größer und die (hochprismatischen mit Becherzellen versehenen) Zylinderzellausläufer verschieben sich zungenförmig oralwärts.

997 Definitionen beim Barrett Ösophagus

 

  Ätiologie: Entsteht meist im Zuge einer chronischen Refluxösophagitis (Säureexposition). Geschädigtes Plattenepithel wird durch rasch-proliferierendes Zylinderepithel (mit Nachweis von intestinalen Becherzellen) ersetzt. Die Metaplasie beginnt oftmals als longitudinale Erosion und breitet sich zirkulär aus. Es können sich durch die Anhäufung von genetischen Alterationen (z.B. Verlust der Tumorsuppressorgene p53, p16, Defekt der DNA-Mismatch-Repair-Gene) Dysplasien und invasiven Adenokarzinome entwickeln. 

 

Klinisch-relevant:

→ I: Der Barrett-Ösophagus gilt als fakultative Präkanzerose.

→ II: 10%-Regel: 10% der Patienten mit chronischer Refluxösophagitis bilden ein Barrett-Ösophagus aus und wiederum 10% der Patienten mit Barrett-Ösophagus entwickeln im weiteren Krankheitsverlauf ein Ösophaguskarzinom (Adenokarzinom = Barrett-Karzinom).

 

Klinik:

→ I: Nicht selten sind die Patienten beschwerdefrei.

→ II: Ansonsten bestehen Symptome einer Refluxösophagitis mit Dysphagie.

 

Klassifikation: Der Barrett-Ösophagus wird unterteilt in:

→ I: Long-Segment-Barrett:

→ 1) Dieser ist länger als 3cm.

→ 2) Hierbei wird das Entartungsrisiko auf 0,5% pro Patientenjahr geschätzt.

→ 3) Es sollten im ersten Jahr 2 Kontrolluntersuchungen erfolgen. Sind diese negativ (bezüglich IEN) sind weitere endoskopische Kontrolluntersuchungen im Abstand von 3 Jahren indiziert.

→ II: Short-Segment-Barrett:

→ 1) Kürzer als 3cm.

→ 2) Das Entartungsrisiko ist geringer als beim Long-Typ, sodass weitere Endoskopiekontrollen, nach 2 negativen Befunden im ersten Jahr, alle 4 Jahre erfolgen sollten.

→ III: Ultra-Short-Barrett: Histologisch nachweisbarer Barrett-Ösophagus bei makroskopisch (endoskopisch) nicht sichtbarem Barrett. Hier ist das Entartungsrisiko am geringsten.

IV: Mikroskopischer Befund:

→ 1) Low-Grade-Intraepitheliale Neoplasie (LGIEN): Bei dieser Form liegt das Karzinomrisiko bei 18% in 4 Jahren.

2) High-grade-Intraepitheliale Neoplasie (HGIEN)Hierbei liegt das Karzinomrisiko bei 34% in 4 Jahren.

 

Diagnose:

→ I: Mittel der Wahl ist die Endoskopie mit Biopsie, wenn möglich 4-Quadranten-Biopsie.

II: Chromoendoskopie: Durch Auftragen von Essigsäure oder Methylenblau auf die Schleimhaut können dysplastische Bereiche gezielt demaskiert und anschließend biopsiert werden.

998 Überwachungsempfehlung für Patienten mit Barrett Ösophagus nach DGVS

 

Therapie:

→ I: Keine IEN vorhanden:

→ 1) Short-Segment-Barrett: Weisen im 1. Jahr die endoskopischen Kontrollen 2x keine IEN auf, erfolgen weitere Verlaufskontrollen im Abstand von 4 Jahren.

→ 2) Long-Segment-Barrett: Sind im 1. Jahr auch 2x keine IEN nachweisbar, erfolgen weitere Endoskopiekontrollen im Abstand von 3 Jahren.

II: Geringgradige IEN: (= low-grade) Sowohl beim Short- als auch beim Long-Segment-Barrett erfolgen Kontrollen im Abstand von 6 Monaten, dann jährlich. Beim Nachweis einer geringradigen Neoplasie sollte diese endoskopisch reseziert werden.

→ III: Hochgradige IEN: (= high-grade) Sowohl beim Short- als auch beim Long-Segment-Barrett sollte eine endoskopische Resektion bzw. eine photodynamische Therapie erfolgen.

→ IV: Therapieverfahren:

→ 1) Photodynamische Therapie: Diese wird mittels Laser durchgeführt; die Barrett-Mucosa bildet sich in bis zu 80% der Fälle in normales Plattenepithel zurück.

→ 2) HALO-Ablation: Hierbei handelt es sich um eine Radiofrequenzablation mit hoher Erfolgsrate.

 

  Prognose:

→ I: Die Zylindermetaplasie neigt zum Fortschreiten und karzinomatösen Entartung.

→ II: Der Barrett-Ösophagus gilt als fakultative Präkanzerose.

→ III: Alkohol und Nikotin begünstigen die Entstehung.